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Chronik
Hier ist die Historie des Schützenvereins ausführlich beschrieben. Interessierte können sich u. a. über die Gründung, den Werdegang und das heutige Bild unseres Vereins informieren.Die Chronik wurde in 3 zeitliche Abschnitte unterteilt:
Das Jahr 1827
In „Teutschland“ und dem „Fürstenthum“ Lippe
Wer hat 1827 – warum und wozu – den Schützenverein Niese in Leben gerufen? Hier besteht eine Wissenslücke, die wohl nie ausgefüllt werden kann. Archivquellen lassen uns da im Stich: Akten wurden nicht geführt bzw. sind nicht erhalten geblieben. Wir sind auf Vermutungen angewiesen, die sich aus den politischen Verhältnissen sowie aus den Lebensumständen und dem Bewusstsein der damals lebenden Menschen ergeben. Dazu folgende Betrachtungen:
Im Jahre 1827 ist das „Fürstenthum“ Lippe einer von 39 selbstständigen Staaten des Deutschen Bundes, der nach dem endgültigen Sieg über Napoleon 1815 gebildet worden war. Es grenzen z. B. an die Weser als wichtige Verkehrsader, 7 Uferstaaten mit eigenen Geldwährungen, Längenmaßen, Gewichten und Zollschranken. Die Fürsten und Könige sind wieder erstarkt und regieren nach ähnlich absoluten Grundsätzen wie im vorhergehenden Jahrhundert. Sie überziehen das Land mit einer Welle der Reaktion, gerichtet gegen die Ideen der französischen Revolution (1789) „Freiheit – Gleichheit – Brüderlichkeit“. Das führt unter den Menschen einerseits zur Abwendung von der Politik, zum Versinken in romantische Vergangenheit und Natur; es ist die Biedermeierzeit, in der man trauliche Geselligkeit und Gemütlichkeit liebt. Andererseits regt sich Widerstand, namentlich unter den Studenten, gegen die politischen Verhältnisse. Es kommt zu ersten Unruhen 1830/32 mit Forderungen, die Hoffmann von Fallersleben 1841 wie folgt formuliert: „Einigkeit und Recht und Freiheit für das deutsche Vaterland“! Im Jahr 1848 erfasst die Revolution das ganze Land.
In unserer Heimat ist Fürst Paul Alexander Leopold Herrscher über seine lippischen „Unterthanen“. Er ist nicht vom Volk gewählt, sondern steht „von Gottes Gnaden“ an der Spitze der vollziehenden Gewalt und besetzt Staatsämter aus eigener Machtvollkommenheit. Alle 2 Jahre wird der Landtag einberufen, das sind 21 Vertreter des Adels, der Großgrundbesitzer und der Bürger; der Bauernstand ist nicht vertreten. Beschlüsse des Landtages kann der Fürst in Kraft setzen oder auch einfach ablehnen.
Es ist anzunehmen, dass in dieser Zeit eher eine Abneigung gegen das stehende Heer bestand, weil dies als eine Einrichtung des absolutistischen Staates angesehen wurde. Es sind also nicht nur die erst 20 Jahre zurückliegenden Kriege Napoleons in unliebsamer Erinnerung geblieben, sondern auch die durch gewaltsame Strenge zusammengeschmiedeten Truppen in absolutistischen Staaten. Stockprügel waren immer eine unweigerliche Begleitung des Exerzierens gewesen. Das Offizierskorps, meist aus Adeligen und Großgrundbesitzern bestehend, hatten mit seinen Untergebenen beim Militär ähnlich verfahren wie im zivilen Leben mit seinen „Unterthanen“ und Leibeigenen. Jetzt, nach 1815, wünscht man sich ein Milizheer, ein Volksheer oder eine Nationalwehr ohne Korporalstock, Gassenlaufen und Prügelstrafen.
Stellen die in diesen Jahren gegründeten Schützenvereine also eine Art neuer und moderner Streitkraft dar? Keineswegs, denn schon im 17. Jahrhundert hatten sich die Organisationen der Landesverteidigung geändert: An die Stelle bürgerlicher Verteidigung war ein stehendes Heer von Söldnern, waren also Berufssoldaten getreten.
Auf welchen Ursprung ist das Schützenwesen überhaupt zurückzuführen?
Die Geburtsstunde des Schützenwesens liegt schon lagen zurück und ist im ausgehenden Mittelalter zu suchen. Die allgemeine Rechtsunsicherheit und das Fehdewesen im 14. 15. und 16. Jahrhundert erforderte in den Städten die Bildung von Bürgerwehren, die sich, neben anderen Waffen, zunächst mit Pfeil und Bogen, dann mit der Armbrust und schließlich mit Feuerrohren gegen Angreifer und Marodeure zur Wehr setzten. Vor allen auf den Zünften ruhte die städtische Wehrkraft. Wer ein Handwerk betrieb, der musste auch nach seinem Vermögen festgesetzte Waffen halten. Sie zu üben boten Schützengilden Gelegenheit. Im Verlauf der Jahrhunderte trat neben die Pflege und Förderung der Wehrfähigkeit der Spaß an Schießsport und Geselligkeit als Triebkraft im Schützenwesen hinzu. Es ist vielfach urkundlich belegt, dass man schon vor hunderten von Jahren in Wettbewerben mit Feuerwaffen auf Scheiben schoss, wobei Preise zu gewinnen waren – wie z. B. Steuerbefreiung für ein Jahr! So eine Veranstaltung, immer verbunden mit einem Volksfest, hieß im Raum Hannover „Schützenhof“ und im Lippischen „Schießspiel“. Im Stadtarchiv von Hannover ist nachzulesen, dass in den Jahren um 1600 Einladungen zu derartigen Veranstaltungen unter anderem an Lemgo und Blomberg ergingen.
Anfang des 19. Jahrhunderts erfuhren die Feuerwaffen eine revolutionäre Entwicklung: Ein Engländer erfand 1818 das Zündhütchen als Initialzünder. Es löst das seit 200 Jahren übliche Feuersteinschloss ab und ermöglicht eine sehr einfache und sichere Auslösung des Schusses. Inzwischen enthalten die Rohre auch Züge, die eine Hohe Treffsicherheit garantieren.
Zur Ausgangsfrage zurück: Warum und wozu werden noch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Schützenvereine gegründet? Ganz gewiss will man nicht wieder eine aktive Bürgerwehr ins Leben rufen, es gibt ja schon seit fast 200 Jahren stehende Heere und andere staatliche Ordnungskräfte. Der Übergang von der wehrhaften zur geselligen Funktion war in den Vereinen längst vollzogen. Vielleicht will man ganz einfach anderen Orten nacheifern, in denen schon seit längerer Zeit Schützengesellschaften existieren, die im Rahmen des Volksfestes Schießwettbewerbe veranstalten. Lügde nennt 1734 als Gründungsjahr, Elbrinxen 1792, Rischenau 1630, Löwendorf 1649, Fürstenau 1683, Kollerbeck 1577, Schwalenberg 1576 und Ovenhausen 1575. Auch die gerade verbesserte und vereinfachte Technik der Feuerwaffen könnte einen Anstoß gegeben haben, nunmehr auch in Niese organisierte Wettschießen zu veranstalten. Im Übrigen fügte man damit dem oben erwähnten gelegentlichen „Döhnten“ ein regelmäßig wiederkehrendes Dorffest hinzu. Wurde es vielleicht auch als ein Stück neu gewonnener Freiheit empfunden, nunmehr ungezwungen im Rahmen eines Volksfestes mit Schießgewehren zu hantieren? Sicherlich fühlte man sich dabei rückschauend in der Tradition der ehemaligen Bürgerwehren stehend, wie das bei allen schon bestehenden Schützengesellschaften der Fall war. Damit war dann in der Regel auch das Wohlwollen der Landeshoheit gesichert.
Es darf beliebig weiter über das Warum und wozu vermutet und spekuliert werden…
Aber feiern wir doch einfach auch künftig unsere Schützenfeste in der bewährten, überlieferten Weise und im Bewusstsein:
Schützenfest, das ist nicht ein Fest wie jedes andere!
Was war vor 1925?
Das Jahr 1827 gilt als Gründungsjahr des Schützenvereins. Es gibt darüber weder amtliche Belege noch andere Aufzeichnungen. Jedoch steht, heute kaum noch erkennbar, diese Jahreszahl auf der alten Schützenfahne. Diese alte Fahne stammt mit Sicherheit aus dem 19. Jahrhundert, denn sie war, wie ältere Vereinsmitglieder sagen, schon 1925 „alt“. Vielleicht stammt sie gar aus dem Jahr 1827.
Der Vereinsname war ursprünglich wohl „Bürgerschützenverein Niese“. Im Sprachgebrauch wurde gelegentlich noch in den 1930er Jahren dieser Name benutzt, obwohl die offizielle Bezeichnung seit 1925 „Schützenverein Niese-Köterberg“ lautete.
Über Aktivitäten des Vereins im 19. Jahrhundert ist nichts überliefert. Man kann davon ausgehen, dass er nach dem gewonnenen Krieg 1870/71 gegenüber dem neu gegründeten „Kriegerverein“ ins Hintertreffen geriet. Dessen schwarz-weiß-rote Fahne ist ebenfalls noch erhalten. Auch die ältesten Nieser Bürger können sich an evtl. durchgeführte Schützenfeste vor dem 1. Weltkrieg nicht erinnern. Berichtet wird (1988!) lediglich von Schießveranstaltungen mit alten Militärgewehren in „Hütten Winkel“, die aber auch der Kriegerverein angesetzt haben kann.
Als gesichert darf gelten, dass die Ortschaften Niese und Köterberg vor dem 1. Weltkrieg keine Vereinsgemeinschaft hatten. Ältere Köterberger können sich erinnern, dass dort kleine Schützenfeste auf Bauerndeelen oder auch in Zelten gefeierte wurden. Als Auswärtige gehörten nur Männer von der Falkenflucht dazu. Verlässlich überliefert ist z. B. das Fest vom Jahre 1913 (Zeltfest), bei dem Johann Hilmer (im 1. Weltkrieg gefallen) Schützenkönig und „Keuers Lona“ Schützenkönigin war.
Die Geschehnisse des 1. Weltkrieges und die Notjahre danach lähmten vollends jegliche Vereinstätigkeit.
Es ist zu hoffen, dass eines Tages diese Seite neu geschrieben werden und ergänzt werden muss, weil doch noch Unterlagen aus zur Zeit noch ungewisser Vorzeit auftauchen.
1925 bis heute...
Der Schützenverein musste aufgrund der zurückliegenden Kriegsjahre im Jahre 1925 neu gegründet und mit Leben erfüllt werden. Ab diesem Jahr liegen Bilder von Schützenfesten und Berichte über das Geschehen im Schützenverein Niese-Köterberg vor.Bei Veranstaltungen wurde als einheitliches Kleidungsstück ab 1927 die maigrüne Schirmmütze und von 1929 an die weiße Hose getragen. Das Schützenfest im Sommer und der Kriegerball im Winter waren zwischen den Weltkriegen die Höhepunkte im Dorfleben. In den Jahren 1931 bis 1934 wurde kein Schützenfest gefeiert wegen der verbreiteten Arbeitslosigkeit und wirtschaftlicher Notlage vieler Einwohner. In dieser Zeit beklagte der 1. Vorsitzende auch immer wieder den schlechten Besuch der Veranstaltungen. Wen wundert´s wenn die 50 Pfennig für den abendüblichen Verzehr – 2 Bier und 3 Zigaretten – nicht zur Verfügung stehen?! Folgende soziale Komponente wurde ab 1933 eingeführt:
Nach dem Ableben eines Mitgliedes zahlt der Verein den Hinterbliebenen eine Beihilfe von 20 RM. Dieser Beitrag wurde je zur Hälfte der Kasse entnommen, der Rest von Mitgliedern als Sonderbeitrag erhoben. Die Geldbewegung des Vereins im Geschäftsjahr 1933 sah wie folgt aus (Jahresbeitrag 0,50 RM): Einnahmen = 212,45 RM, Ausgaben = 210,80 RM; ergab einen Überschuss von 1,65 RM.
Bis 1937 gab es in Niese neben dem Schützenverein (SV) einen selbstständigen Kleinkaliber-Schießverein (KKSV). Weil der SV ein „nichtschießender Verein“ war, hatte sich bald nach seiner Wiedergründung einen kleine Gruppe aktiver Schützen zum KKSV zusammengeschlossen, der sich in den Jahren 30er Jahren auf eigene Rechnung in der Kuhhelle einen guten Schießstand baute. Diese aktiven Schützen waren auch Mitglieder im Schützenverein. Im März 1937 erfolgte auf höhere Weisung die Verschmelzung von SV und KKSV. Nach der Eingliederung in den Reichsbund deutscher Schützenvereine zählte der SV Niese-Köterberg jetzt 48 passive, 10 aktive u. 4 Ehrenmitglieder. Bei einem Vergleichsschießen im Lipperland erzielte die aktive Mannschaft einen 8. Platz unter 48 Teilnehmern.
Der 2. Weltkrieg unterbrach dann jegliche Vereinstätigkeit erneut und es war wiederum Heinrich Kamp, der sich – wie schon 1925 – erfolgreich um die Wiederbelebung des Schützenvereins bemühte. Schriftliche Unterlagen aus früheren Jahrzehnten standen ihm dabei nicht zur Verfügung. Amerikanische Truppen hatten beim Einmarsch im April 1945 sein Haus belegt, darin für mehrere Wochen eine Feldpoststelle eingerichtet und alle vorgefundenen Vereinsunterlagen vernichtet. Gerettet wurden lediglich die unter Heu und Stroh wohl verwahrten Fahnen des Krieger- und des Schützenvereins.
Seit 1951 wird wieder jährlich ein Schützenfest gefeiert, ausgenommen Jahre, in denen ein anderer Verein ein größeres Fest veranstaltet. Die Gestaltung der Schützenfeste erfuhr in den folgenden Jahrzehnten einige Änderungen: In den 50er Jahren begann das Fest mit dem Königschießen am Samstagnachmittag und entete montags mit dem Marsch nach Köterberg und dem Umtrunk in der Dorfgaststätte. Seit 1965 wird der König am Himmelfahrtstag ermittelt und das Fest – einschließlich Katerfrühstück – folgt am ersten Wochenende nach Pfingsten. Ab Anfang der 80er Jahre gibt es wieder einen dritten Festtag, das Bierkönigschießen montags in der Schützenhalle; es wird 1993 ersetzt durch das Verlegen des Katerfrühstücks vom Sonntagvormittag auf den Montag. – Bis 1962 ritten beim Ausmarsch der Oberst, Hauptmann und Adjutant hoch zu Ross den Schützen voran, dann hieß es für immer „absitzen“!
Beim Fest im Jahre 1966 versammeln sich die Vereinsangehörigen und zahlreiche Gäste auf dem neuen Schulhof zur Weihe der neuen Fahne; das altehrwürdige Tuch, wahrscheinlich stammt es aus dem Jahre 1827, tritt in den Ruhestand. Von dem alten KK-Schießstand mit unterirdischer Anzeigerdeckung verabschieden sich die Schützen im Jahre 1971 durch den Bau einer neuen Schießanlage mit elektrisch betriebenem Scheibenwechsel. Drei Jahre später erfolgt der Bau der Schützenhalle, die auch den Schützenstand aufnimmt. Im folgenden Jahr wird bei einer Mitgliederversammlung lebhaft diskutiert über den Antrag, Frauen und Mädchen in den Verein eintreten zu lassen; eine knappe Mehrheit ist dagegen.
Im letzten Quartal des 20. Jahrhunderts fällt das Schützenfest 1977 aus dem Rahmen: Der Schützenverein Niese-Köterberg feierte sein 150jähriges Bestehen. Auf dem neuen Sportplatz findet mit 14 Gastvereinen der Festakt statt. Das Zelt steht gleich nebenan auf dem neuen Festplatz, und endlich ist mit diesem Fest der „Schützenanzug“ komplett: Das Tragen der schwarzen Jacke wird Pflicht. Während die 70er Jahre geprägt sind von Arbeitseinsetzen in der Kuhhelle, kennzeichnen die 80er Jahre dort durchgeführte Schießsportveranstaltungen: Regelmäßige KK-Übungsschießen, Preisschießen sowie Nachbarschafts- und Pokalschießen; auch Luftgewehrschießen in der Halle ist möglich. 1989 wird der seit einigen Jahren geplante Anbau eines Luftgewehr-Schießstandes verwirklicht. Im gleichen Jahr entscheiden sich die Teilnehmer der Halbjahresversammlung mit eindeutiger Mehrheit für die Aufnahme von Frauen in den Schützenverein. Sie starten bereits im folgenden Jahr ein wöchentliches LG-Übungsschießen, das rege genutzt wird. Bei ihrem Einsatz für den Verein ist es kein Wunder, dass nach dem Königsschießen 1996 die Tageszeitungen melden: „Nieses neuer König ist eine Königin, die erste Königin im Kreis Lippe“!