Geschichte

Nach der Bedeutung des Ortsnamens Niese zu urteilen gehört seine Entstehung in germanische Zeit, also in die vier nachchristlichen Jahrhunderte der so genannten römischen Kaiserzeit. Seine Bedeutung ist nach Ansicht der Ortsnamenforscher mit „Ort am Fluss“ zu übersetzen. Urkundlich taucht der 1031 genannte Ortsname erstmals in einer Schenkungsurkunde des deutschen Kaisers Otto III. im Jahre 997 auf, als er Land, Wald und Leute im Bereich Schieder der Kirche zu Magdeburg schenkte und in diesem Zusammenhang auch der Fluss „Nisa“ genannt wird. 

Im Jahre 1031 schließlich schenkt Kaiser Konrad II. das „Prädium Nisa“ zusammen mit anderen Orten der Kirche zu Paderborn. Danach verlieren sich die Spuren, die eine weitere Existenz belegen könnten. Vielmehr ist davon auszugehen, dass die Siedlung im Laufe der sich anschließenden Jahrzehnte wüst fiel. 

Erst 1522 wird die wüste Örtlichkeit Nisa wieder besiedelt und die Gemarkung des Ortes durch neu angesetzte Siedler rekultiviert. Die Siedler, die durch das Kreuzherrenkloster Falkenhagen angeworben wurden, stammten überwiegend aus Lippe, z.T. darüber hinaus. Seitdem existiert das Dorf, doch musste es in den folgenden Jahrhunderten viele nachteilige Entwicklungen erdulden. Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Dorf, das seit jeher an einer intensiv genutzten, in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Heer- und späteren Poststraße liegt, schwer in Mitleidenschaft gezogen. Zeitweise hatten seine Bewohner es verlassen und waren in sichere Gegenden geflüchtet. Auch im Siebenjährigen Krieg litten der Ort und seine Menschen unter den Durchzügen verschiedener Kriegseinheiten, indem sie ihn wiederholt ausplünderten. In den beiden Weltkriegen verloren zahlreiche junge Männer als Soldaten ihr Leben. 

Niese war bis etwa 1930 überwiegend agrarisch strukturiert. Klassisch gab es immer 14 Bauernhöfe unterschiedlicher Größe, während die übrigen Hausbesitzer von einer kleinen Landwirtschaft, vom Leinenweben, einem kleinen Handwerksbetrieb oder als Wanderarbeiter vom Ziegeln lebten. 

Spätestens seit Ende des Dreißigjährigen Krieges gibt es einen Krug im Dorf; seit Ende des 19. Jahrhunderts sind ein Kaufladen und eine Postdienststelle nachweisbar. Anfang der 1930er Jahre wurden zwei Möbelfabriken gegründet, die bis in die 1960er bzw. 1970er Jahre zahlreichen Menschen Arbeit gaben. 

In den 1970er und 1980er Jahren erlebte das Dorf einen massiven Bauboom, als die Siedlung „Auf dem Felde“ entstand. Die Zahl der in jenen Jahren in Niese lebenden Einwohner (Höchststand um 535 Personen) ist seit Mitte der 1990er Jahre rückläufig. Heute wohnen nur noch ca. 480 Personen im Ort, die von ihrer Altersstruktur her bereits den demographischen Wandel dokumentieren, der in Deutschland allenthalben zu beobachten ist. Die schulisch und beruflich qualifizierte Jugend verlässt mangels beschäftigungssichernder Angebote regelmäßig ihre Heimatdorf und kehrt nicht mehr zurück. Während z.Zt. noch drei Vollerwerbslandwirte im Sektor Landwirtschaft arbeiten, sind alle sonst beschäftigten Personen in z.T. weit entfernt liegenden Orten tätig. Niese ist heute ein „Schlafdorf“, in dem es allerdings nach wie vor eine Gaststätte, ein Lebensmittelgeschäft, einen Paketversand und eine Möbelhandlung gibt. 

Willy Gerking